Don’t try oder die unsichtbare Frau

Wie wir als Agentur Frau Baerbock aus der Sch**** helfen würden und was das mit Charles Bukowski zu tun hat

Wir brauchten ein kluges Zitat von einer Frau. Ich googelte „Zitate Frauen“ und erhielt eine Seite mit sage und schreibe 15 Einträgen. Zum Beispiel: „Mut brüllt nicht immer nur. Mut kann auch die leise Stimme am Ende des Tages sein, die sagt: Morgen versuche ich es nochmal.“ Sagte Mary Anne Radmacher, Ratgeber-Autorin.

Das Mikrofon ist ein Schallwandler.

100 Zitate, vier von Frauen

Aber wer nicht brüllt, wird nicht gehört. Die Ausbeute einer genderneutralen Suchanfrage lieferte zwar 100 Sprüche, darunter aber nur vier von Frauen. Über weiche Themen wie Bildung, Kinder, Gerechtigkeit. Flankiert von Schenkelkrachern wie diesen: „Feminismus existiert nur, um hässliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren“ von Großmaul Charles Bukowski, und von Bill Vaughan: „Frauen arbeiten heutzutage als Jockeys, stehen Firmen vor und forschen in der Atomphysik. Warum sollten sie irgendwann nicht auch rückwärts einparken können.“ (Who the f*** is Bill Vaughen?)

Sind die Medien schuld? Die leisen Frauen? Die vorlauten Männer?

Weil wir immer noch das Zitat brauchten, suchte ich jetzt auf der Seite von Zaster, ein hippes Finanz- und Verbrauchermagazin. Und wurde sofort reingezogen von dem Beitrag: „Die Morgenroutine der Superreichen“. Aufstehen, mega viel Sport, Frühstück, Büro. Die Interviewpartner: sechs Männer. Ihre Kinder kommen nur am Rande vor, sie werden „in die Schule verabschiedet“ oder tauchen kurz am Frühstückstisch auf. Baby wickeln? Stullen schmieren? Schultasche checken? Nix.

Man stelle sich die Morgenroutine von erfolgreichen Frauen vor: Entweder machen die den Kinderkram selber (= Aschenputtel) oder sie haben eine Nanny (= Rabenmutter). Sie können es nur falsch machen. Leider hat Zaster keine Frauen gefragt. Oder haben die Frauen höflich abgesagt? Ist es deshalb so schwer, ein vernünftiges Zitat von einer Frau zu finden? Sind Frauen selber Schuld? Oder die Medien? Oder die Männer, weil sie einfach lauter sind?

Männer machen Marketing, egal was

Weil ich immer noch kein Zitat hatte, suchte ich zuletzt querbeet. Und fand: „Scheiße“ von einer aktuellen Kanzlerkandidatin. (nein, es geht nicht um das Buch, sondern um das open-mic-Gate nach ihrer Rede auf dem Bundesparteitag). Tja. Ich dachte sofort an Ex-Kanzlerkandidat Edmund Stoibers legendäre Transrapid-Rede von 2002. Sooo peinlich. Aber: Es wurde ein Medienhit, Stoiber hat sich später selber parodiert und eine Band vertonte die unglückliche Stammelei. (Kanzler wurde er trotzdem nicht.)

Unser Tipp: eine kreative Shitstorm-Kampagne

Unsere drei Strategie-Tipps für Frau Baerbock lauten: Erstens das Zitat von Frau Radmacher, „Versuche es nochmal“. Oder Frau B. nimmt den Grabspruch von Bukowski: „Don‘t try“. Was man laut der Witwe so interpretieren kann: Verfolge dein Ziel nicht krampfhaft sondern lass es einfach laufen. Oder Frau B. macht aus dem Shitstorm wie einst Kollege Stoiber eine fetzige Marken-Kampagne: „Sch****? Ich steh dazu.“ Würde unsere Agentur sofort übernehmen.

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